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Autoren:
Lohmann-Weiß, Aneke 
Dokumenttyp:
Dissertation / Thesis 
Titel:
Die Entwicklung kognitiver Fähigkeiten von Kindern im Alter von 3 bis 5 Jahren 
Untertitel:
Analyse der Fähigkeitsbereiche Theory of Mind, mentale Zeitreise sowie Sprache und Gedächtnis 
Betreuer:
Mack, Wolfgang, Prof. Dr. 
Gutachter:
Mack, Wolfgang, Prof. Dr.; Büttner, Gerhard, Prof. Dr. 
Tag der mündlichen Prüfung:
04.05.2015 
Publikationsdatum:
15.12.2015 
Jahr:
2015 
Sprache:
Deutsch 
Schlagwörter:
Kind / 3-5 Jahre ; Kognitive Entwicklung ; Kognitive Kompetenz ; Theory of mind ; Sprachkompetenz ; Gedächtnisleistung 
Stichwörter:
Theory of Mind 
Abstract:
Seit der Veröffentlichung der Untersuchungen von Wimmer & Perner (1983) zum Verständnis falschen Glaubens hat sich die entwicklungspsychologische Forschung maßgeblich mit der Theory of Mind beschäftigt, also der sich im Vorschulalter entwickelnden Fähigkeit, anderen Personen und sich selbst mentale Zustände wie Wünsche, Absichten oder Überzeugungen zuzuschreiben (Premack & Woodruff, 1978). Bischof-Köhler (2000) prägte später den Begriff der „mentalen Zeitreise“, also dem Verständnis dafür, dass das eigene Selbst sich von der Vergangenheit, über die Gegenwart bis in die Zukunft hinein erstreckt, was durch die Entwicklung von autonoetischem Bewusstsein (Naito, 2003) möglich wird. In den letzten Jahren standen also neben der Theory of Mind auch zunehmend weitere kognitive Fähigkeiten wie das episodische Gedächtnis, Sprachfähigkeit, Zeitverständnis und deren Zusammenhänge im Visier der Forschung, da diese ebenfalls im beschriebenen Alterszeitraum entscheidenden Veränderungen unterliegen. Die vorliegende Arbeit möchte hier anschließen und einen zusätzlichen Schwerpunkt auf das episodische Zukunftsdenken legen, also die Fähigkeit, sich selbst und seine zukünftigen Bedürfnisse mental zu antizipieren, da dies bisher noch wenig untersucht wurde. Dabei ist ein Ziel der Untersuchung, genaueren Aufschluss darüber zu bekommen, wie stark diese Fähigkeiten einerseits zusammenhängen und Veränderungen in einem Bereich ggf. Auswirkungen auf einen weiteren Bereich haben, und ob sie andererseits auch eigenständigen Entwicklungsverläufen folgen. Bei der zu erwartenden zunehmenden Verbesserung der besagten Fähigkeiten mit fortschreitendem Alter ist von Interesse, ob es auch relativ kurze Altersabschnitte gibt, in denen der Erwerb der spezifischen Fähigkeit verstärkt eintritt. Beleuchtet werden soll auch, ob die Sprachfähigkeit so etwas wie eine grundlegende Hilfe für den Erwerb der weiteren hier untersuchten kognitiven Fähigkeiten, insbesondere der Theory of Mind, darstellt, da die aktuellen Forschungsergebnisse diesbezüglich noch nicht eindeutig sind. Es wurden insgesamt 10 verschiedene Aufgaben durchgeführt, die von allen Testpersonen durchlaufen wurden. Zur Testung der Theory of Mind handelt es sich dabei um eine klassische False Belief-Aufgabe („Seppel“) und um eine „Rollergeschichte“, bei der die Versuchsperson in der Lage sein muss, zwei fremde Perspektiven zu übernehmen und sie muss Vorbereitungen für in der Zukunft liegende Absichten des Protagonisten treffen können. Desweiteren wird die Fähigkeit des Episodic Future Thinkings der Probanden durch unterschiedliche Aufgaben getestet: die Trip Task zeigt, inwieweit die Kinder durch sprachliche Unsicherheits- und Zukunftsäußerungen eigene künftige Bedürfniszustände antizipieren und diese verbalisieren können. Die Drawing Task testet als non-verbale Aufgabe, ob die Kinder die eigene (Tier-)Zeichenabsicht mental antizipieren, und die Spoon-Task überprüft, ob sie in der Lage sind, ihre Handlungen nach dem eigenen zukünftigen Bedürfnis (zu spielen) auszurichten. Mit der anschließenden Order of the Past- Aufgabe wird getestet, ab wann die Kinder über ein Verständnis für die ursächliche Bedeutung vergangener Ereignisse verfügen. Bei der Say Something Different Task wird das „Alternative Naming“ und damit die Fähigkeit zur sprachlichen Perspektivenübernahme überprüft. Die Rollenspielaufgabe regt die Kinder dazu an, den Konjunktiv anzuwenden und damit ebenfalls ihre Fähigkeit zur sprachlichen Perspektivenübernahme zu demonstrieren. Die Fragen zur mentalen Zeitreise beziehen sich jeweils auf selbstbezogene vergangene bzw. zukünftige Ereignisse. Letztlich wird mit der Durchführung des standardisierten Sprachentwicklungstests für Kinder von drei bis fünf Jahren (SETK) von Grimm (2001) die Sprachfähigkeit der Probanden überprüft. Die Stichprobe der vorliegenden Untersuchung umfasst insgesamt 60 Kinder, davon 20 Drei-, 20 Vier- und 20 Fünfjährige, deren Geschlecht jeweils gleich verteilt ist. Die Untersuchung fand in zwei Kindergärten in Frankfurt sowie im Vordertaunus statt. Dabei wurden alle Kinder in allen Aufgaben einzeln in zwei Untersuchungsabschnitten getestet. Bei der Trip Task zeigte sich erst bei den Fünfjährigen ein sprunghafter Anstieg in Bezug auf die Fähigkeit, durch sprachliche Äußerungen eigene zukünftige Bedürfnisse mental zu antizipieren. Bei der Drawing Task als non-verbale Aufgabe, zeigte sich hingegen auch schon bei Vierjährigen eine gewisse Kompetenz, intendierte Zeichnungen mental zu antizipieren. Bei der False Belief-Aufgabe wurde die Theory of Mind Fähigkeit ab dem vierten Lebensjahr bestätigt, wobei sich zwischen den Vier- und Fünfjährigen ein bedeutsamer Unterschied in Bezug auf das rezeptive Sprachverständnis der mentalistischen Verben fand. Bei der Rollergeschichte zeigte sich, dass erst Vierjährige in der Lage sind, mentale Zustände und zukünftige Absichten bzw. Handlungsplanungen zweier Akteure vorherzusagen. Dabei schien sich auch in Bezug auf die sprachliche Begründungsfähigkeit ein deutlicher „Entwicklungsprung“ im vierten Lebensjahr zu vollziehen. Entgegen der zitierten Forschungsergebnisse konnten im Rahmen der Spoon Task schon bei älteren Vierjährigen Hinweise auf die Fähigkeit der eigenen mentalen Bedürfnisantizipation gefunden werden, während die Ergebnisse der Order of the Past-Aufgabe zeigten, dass es sich bei dem Verständnis für die ursächliche Bedeutung einer zeitlichen Ereignisabfolge um eine anspruchsvolle Fähigkeit handelt, die erst im Alter von fünf Jahren ausgeprägt ist. Die Fähigkeit zum „Alternative Naming“ wird offensichtlich schon im Verlauf des vierten Lebensjahrs erworben, was die Ergebnisse der Say Something Different-Aufgabe zeigen. Bei der Rollenspiel-Aufgabe stellte sich heraus, dass die Kinder den aktiven Gebrauch des Konjunktivs erst im fünften Lebensjahr beherrschen, während sich das passive Verständnis desselben analog zur Theroy of Mind-Entwicklung vollzieht. Die Ergebnisse der Fragen zur mentalen Zeitreise zeigen, dass selbstbezogene zukünftige Ereignisse schwieriger mental zu repräsentieren sind als vergangene Ereignisse. In Bezug auf die Co-Variablen-Hypothesen konnte keinerlei Einfluss bezüglich der Co-Variablen Geschlecht, Geschwister, weitere Fremdsprache, Kindergarteneinrichtung, bzw. persönliche Involvierung gefunden werden. Die Ergebnisse der Zusammenhangs-hypothesen verschiedener Aufgaben lassen u.a. darauf schließen, dass das Verständnis falschen Glaubens als Grundlage der Theory of Mind-Fähigkeit eine Art Voraussetzung für „höhere“, damit in Zusammenhang stehende, Fähigkeiten ist (z.B. gleichzeitige Repräsentation mehrerer Perspektiven, Erkennen der Notwendigkeit vorbereitender Handlungen für in der Zukunft liegende Bedürfnisse, Antizipieren zukünftiger Absichten). Bei einer explorativen Faktorenanalyse wurden zwei Faktoren extrahiert, die jedoch jeweils sehr unterschiedlich luden: während der erste Faktor 61,1% der Gesamtvarianz aufzuklären vermochte, konnte der zweite Faktor lediglich 7,65% zusätzliche Varianz aufklären. Die jeweiligen Komponenten der beiden Faktoren erwiesen sich jedoch als nicht eindeutig, so dass eine Konstruktbildung aufgrund inhaltlicher Überlegungen vorgenommen wurde. Dabei zeigten sich erwartungsgemäß bedeutsame Zusammenhänge zwischen den Konstrukten Episodic Future Thinking, Episodic Memory, Theory of Mind- Fähigkeit, Perspektivenübernahme, Gedächtnisleistung, Sprachfähigkeit (mit bzw. ohne Gedächtnis), sowie jeweils bedeutsame Unterschiede zwischen den drei Altersgruppen, was auch für die mentalen Fähigkeiten insgesamt zutraf. Die Perspektivenübernahme, deren Aufgaben viel mehr sprachliche Kompetenz von den Versuchskindern forderte, schien dabei deutlich anspruchsvoller als die Theory of Mind-Fähigkeit. Ein Einfluss der Co-Variablen konnte auch hier ausgeschlossen werden. Im Rahmen der Mediatoranalyse wurde gefunden, dass die Sprachfähigkeit (mit Gedächtnisleistung) eindeutig den hohen Zusammenhang zwischen dem Alter der Kinder und ihrer Theroy of Mind Fähigkeit mediiert, was im Hinblick auf die aktuelle Forschungslage interessant erscheint. 
DDC-Notation:
155.423 
Fakultät:
Fakultät für Humanwissenschaften 
Institut:
Department für Psychologie 
Open Access ja oder nein?:
Ja / Yes 
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