Globalisierte Märkte, kurze Technologie- und Produktlebenszyklen verursachen Unsicherheit und Volatilität in Entwicklungsprojekten. Werden diese vom Projektteam nicht berücksichtig, sind Budgetüberschreitungen und Terminverschiebungen im Allgemeinen unausweichlich. Insbesondere bei komplexen technischen Systemen, die wegen ihrer Vielschichtigkeit und Anzahl von inhärenten Abhängigkeiten selbst für Experten schwierig zu überblicken sind, verstärken sich die Effekte. Verändert sich eine Komponente (z.B. neue Erkenntnis zum Systemverhalten führt zur Revision einer Entwicklungsannahme), hat dies weitreichende Konsequenzen auf Komponenten, die auf dem ersten Blick evtl. irrelevant erschienen. Das klassische Produktentwickeln tendiert dazu, Unsicherheit und Volatilität zu Projektbeginn für die restliche Laufzeit vorherzusehen. So analysiert das Projektteam u.a. den Markt und die technische Machbarkeit in profunder Art und Weise. Der Projektplan manifestiert schließlich die Ergebnisse dieser Phase und suggeriert, dass das Projekt erfolgreich abgeschlossen werden kann, wenn sich jedes Projektmitglied an den Plan hält. Dies ist jedoch eine folgenreiche Fehleinschätzung in unsicheren und volatilen Entwicklungskontexten, denn nicht alle zukünftigen Veränderungen lassen sich durch Heuristik oder Forecasting-Methoden vorhersehen, geschweige denn vermeiden oder absichern. Dem agilen Entwickeln, das aus der Softwareentwicklung stammt und sukzessive in andere Domänen diffundiert, liegt ein völlig anderes Paradigma zu Grunde: Zum einen sind Veränderungen nicht vorhersehbar und zum anderen sind sie per se nicht schädlich für das Projekt. Ganz im Gegenteil können sie neue Optionen und Gelegenheiten eröffnen, um einen Wettbewerbsvorteil zu erarbeiten, der vorher nicht denkbar gewesen wäre. Indem beim agilen Entwickeln in hochfrequenten Iterationen (1 – 4 Wochen) Prototypen gestaltet und für den Kunden erlebbar gemacht werden, lernt das Entwicklungsteam über das Kundenfeedback kontinuierlich, an welchen Stellen das Produkt wie verbessert werden sollte, um attraktiv für den Kunden, wirtschaftlich für das Unternehmen und technisch möglich zu sein. Bedingt durch die Einschränkungen der Körperlichkeit (z.B. Kosten und Zeitaufwand für den Prototypenbau) ist die Überführung des agilen Ansatzes in die physische Produktentwicklung jedoch nicht trivial. Ziel dieses Projekts ist es deshalb, zu untersuchen, inwiefern der agile Ansatz für den Einsatz in der Entwicklung von physischen Produktsystemen (außerhalb der Softwareindustrie) möglich ist, an welchen Stellen er Anpassungen bedarf und welche Arten von Prototypen (Paper Prototype, Laboraufbau etc.) als wesentlicher Bestandteil agilen Entwickelns sich für die agile physische Produktentwicklung eignen. Dazu folgt das Projekt dem Grounded Theory Forschungsansatz und bedient sich der Lead User-Methode, um trendanführende Nutzer der agilen Entwicklung zu identifizieren und mittels Fallstudien von ihnen zu lernen.
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